Arthrose und ihre Behandlung (Teil 1)
Polyarthrose, Spondylose, Spondylarthrose, Gonarthrose, Coxarthrose (Verschleißerscheinungen - vieler Gelenke, - der Wirbelsäule, - der Wirbelgelenke, - des Kniegelenkes und- der Hüfte) sind Erkrankungen, die jeder Hundebesitzer schon einmal bei seinem Arzt gehört hat. Doch diese Erkrankungen treten auch bei unseren Vierbeinern auf. Streng genommen sind diese Veränderungen nur dann krankhaft, wenn sie das altersübliche Maß überschreiten. Einfluß auf der Grad der Arthrose können Übergewicht, Fehlbelastungen, Entzündungen, Ernährungssfehler usw nehmen.
Aber was passiert eigentlich bei einer Arthrose ?
Jeder kennt diesen hellen Belag in einem Hühnerbeingelenk: Diese Knorpelschicht ist weiß, prall elastisch, wenn man draufdrückt , nimmt sie beim Nachlassen wieder ihre alte Form an.
Der erste Schritt zum Altern sieht so aus, dass der Knorpel zunehmend weniger Wasser speichern kann, also bei Druck eine Delle hineingepreßt werden kann, die dann länger braucht bis sie wieder verschwindet: Wir, die etwas älteren kennen das beim Hinhocken oder beim vom Stuhl aufstehen; diese für paar Sekunden andauernden Beschwerden hinter der Kniescheibe. Später wird der Knorpel gelblicher und ist nicht mehr glatt, sondern fasert und spleist auf wie das Ende eines Streichholzes was man zerkaut hat. Jetzt kann nur noch schlecht Flüssigkeit (Wasser) gespeichert werden, ausserdem ist jetzt die Dämpferfunktion verloren, und ab diesem Zeitpunkt geht’s bergab! Da der Knorpel durch die Gelenkflüssigkeit ernährt wird, bricht somit Ernährung zusammen und der immer schneller laufende Abbau nimmt seinen Lauf. An dieser Stelle kann man mit Hyaloron das Ganze noch bremsen .Der nächste Schritt ist eine schollenförmige Zerstörung der Knorpelschicht bis zum Knochen auf dem der Knorpel liegt, Durch den dauernden Druck und das Abschleifen wird die Knorpelschicht immer dünner bis man auf dem Knochen angelangt ist. Nun kennen wir alle aus der Biologie, dass der Knochen aus Bälkchen und Hohlräumen besteht, ähnlich einem Schweizer Käse mit vielen Luftlöchern. Wir sind jetzt im letzten Stadium der Arthrose, es reibt Knochen auf Knochen und man findet eine blank geschliffene „Knochenglatze“(Kein Knorpel ,kein Polster). Nun versucht der Knochen die punktuelle Belastung auf eine breitere Fläche zu verlagern und baut daher neben den Gelenken(und z.B. auch an den Wirbeln=Spondylarthrose)) Knochensubstanz an. Auf Grund dieser, auf dem Röntgenbild, sichtbaren Veränderungen, schliesst der Röntgenarzt folgerichtig auf eine Arthrose mit massivem Knorpelschaden, ohne diesen selber zu sehen!!!(Also kein Hellseher) Durch das Abschleifen eröffnen sich natürlich Hohlräume mit rauhen Kanten,ähnlich wie Schlaglöcher in der Strasse. Die Folge ist, dass die Gelenkflächen nicht mehr zueinander passen.
Diese zunehmende Zerstörung wird begleitet von einer stetigen Reizung der Gelenkschleimhaut, die immer weniger in der Lage ist zähflüssige Gelenkschmiere zu produzieren.Es wird vermehrt wässrige Flüssigkeit abgesondert, die zu Gelenkergüssen führt, aber die Knorpelernährung ebenfalls behindert.Weiterhin treten eine Überwärmung des Gelenkes, Schleimhautschwellungen und damit Schmerzen auf.
Der Hund reagiert zunächst mit beginnender Steifheit beim Aufstehen: Man nennt das Einlaufbeschwerden. Das Tier kommt aus der Ruhelage nur langsam in die flüssige Bewegung,es hinkt oder lahmt die ersten Meter, um dann fast wieder normal zu laufen. Bei zu langer Belastung oder Wegstrecke wird das Hinken aber wieder stärker.An nassen und kalten Tagen sind die Erscheinungen ausgeprägter als an warmen und trockenen Tagen.Mit Zunahme des Verschleißes werden die Einlaufzeiten länger und die beschwerdefreien Belastungszeiten kürzer.
Wodurch entstehen eigentlich Arthrosen?
Zunächst kann es sich um minderwertiges biologisches Baumaterial handeln,weiterhin finden sich unterschiedliche Auslöser.
Die bekannteste Ursache ist die Fehlform (Dysplasie) eines Gelenkes: Hier werden die Belastungszonen überfordert, da der Druck nicht gleichmäßig verteilt werden kann. Beispiele sind die Hüftgelenksdysplasie und die Patelladysplasie.
Die posttraumatische Arthrose entsteht nach Verletzungen (Traumen), z.B.Bänderrisse, Verstauchungen, Ausrenkungen, Absprengungen und Brüche (Frakturen) in den Gelenken. Entzündliche Veränderungen bei rheumatischen Erkrankungen, Borreliose und auch bestimmte Antibiotika sollen den Knorpelabbbau beschleunigen (M. Menschik u. a.: Effects of ciprofloxacin …M. Egerbacher u. a.,H. Chang u. a.,A. Chaslerie u. a.)
Es werden noch weitere Ursachen diskutiert, wie neurologische, hormonelle und auch genetische, aber letztendlich heißt die Diagnose „idiopathische Arthrose": Das heisst, man kann die eigentliche Ursache nicht nachweisen.
Zur Feststellung der Arthrose gehört zunächst eine eingehende Befragung der Hundebesitzer, also eine Anamnese. Dann erfolgt die klinische Untersuchung des Hundes, wobei Gelenkform, Temperatur, Beweglichkeit, Stabilität der Bänder und die umliegende Muskulatur schon erste Hinweise geben. Weiterhin sind in der Regel bildgebende Untersuchungen notwendig: Das wäre Ultraschall (begrenzte Anwendungsmöglichkeit, da Knochen den Ultraschall nicht durchlassen),Röntgen, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT).
Es finden sich dann deutliche Veränderungen in und an den Gelenken, der Gelenkspalt wird durch den Knorpelabrieb schmaler, die darunter liegenden Knochenteile verdichten sich (Sklerosierungen), an den Gelenkrändern lagern sich Knochennasen (Osteophyten) an. Weiterhin finden sich Hohlräume in den gelenksnahen Knochenteilen. Die MRT- Untersuchung ist sehr teuer und kann somit nicht zur routinemäßigen Untersuchung herangezogen werden. Man kann allerdings durch sie schon beginnende Arthrosen festsstellen, die im Röntgenbild noch nicht in Erscheinung getreten sind. Eine weitere Art, Arthrose zu diagnostizieren ist die Gelenkspiegelung (Arthroskopie, minimal invasiver Eingriff).Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass man zeitgleich auch eine Therapie durchführen kann. Diese Gelenkstoilette (Säuberung) verringert die oben erwähnten Probleme durch Abschleifen von Knorpelrauhigkeiten, Glätten von Knochen und Knorpelkratern und Kanten wie auch Ausdünnen der Schleimhaut: Die Arthrose an sich bleibt, aber die Gewebebehinderungen werden geringer. Ausserdem reagiert der Körper auf einen solchen Eingriff mit einer besseren Durchblutung und damit einer Verbesserung der Situation.
Die Therapie einer Arthrose führt nie zu einer Heilung,darüber muß man sich absolut klar sein. Weitgehender Erhalt der Beweglichkeit und Schmerzlinderung sind die obersten Ziele.
BEWEGEN
Das sagt sich so leicht. Das Tier hat Schmerzen, kann und will sich nicht bewegen; aber je weniger Bewegung, um so steifer wird das Tier werden.
Als Therapie kommt alles in Frage, was Schmerzen lindert, Schwellungen reduziert und die Beweglichkeit verbessert.
Ich will hier nicht auf die verschiedenen medikamentösen und physikalischen Behandlungen eingehen, da diese individuell für jedes Tier anders lauten können. Jeder wird auf seine Art die obengenannten Forderungen erfüllen wollen, denn sonst ist kein Erfolg zu erwarten.
Sind die arthrotischen Veränderungen schon extrem ausgebildet und helfen die konservativen Therapien auch nicht mehr, bzw sind ihre Nebenwirkungen wie Magengeschwüre, Unverträglichkeit, Erbrechen, Durchfälle, Magen-, Darmblutungen, Bauchspeicheldrüsenschädigung so gravierend, dann bleibt eigentlich nur noch der operative Eingriff. Aber es gibt noch eine weitere nicht sehr bekannte Therapiemöglichkeit
Die Röntgenreizstrombehandlung oder auch Röntgentiefenbestrahlung:
Was ist das denn?
Hat mir mein TA noch nie angeboten.
Röntgenstrahlen, ja kenn ich , aber wie sollen die helfen ?
Gleich zu Anfang ganz klar und deutlich: Sie können helfen, aber nicht heilen!
In der medizinischen Strahlenheilkunde unterscheidet man zwischen bösartigen und gutartigen Erkrankungen. Die gutartigen Erkrankungen (akute, chronische, entzündliche und degenerative) sprechen auf eine gezielte Röntgenstrahlentherapie an (Keine Tumorbestrahlung!). Diese wird ins Auge gefasst, wenn die anderen Behandlungen versagt haben. Man muß auch kritisch mit diesen Behandlungen umgehen, es sind schließlich Röntgenstrahlen. Generell kann man sagen, die Nutzen-Risiko Einschätzung ist bei Tieren nicht so streng zu sehen, wie beim Menschen. Aber auch sollten nicht unbedingt Jungtiere bestrahlt werden, auch Regionen unter denen sich wichtige Gewebe befinden, z.B. Schilddrüse oder Gonaden sollte man aussparen.
In der Humanmedizin kennt man z.B. Schulter-Arm-Syndrom, Tennis-, Golfellenbogen, Fersensporn usw.. Seit Jahrzenten wird diese Therapie schon durchgeführt und etwa 50.000 Menschen nehmen jährlich diese von der Krankenkasse bezahlte Behandlung in Anspruch.
Also warum nicht unsere Tiere? Warum wirken diese Strahlen?
Eine völlige Klärung der Wirkweise ist noch nicht erfolgt. Man weiß, daß es bei niedrigen Einzeldosen nicht zu einer Zerstörung von Zellen kommt, sondern zu einer Stoffwechselreaktion. Die Durchblutung wird erhöht, die Leukozyten (weiße Blutkörperchen) treten vermehrt auf und damit werden Entzündungen und gewebeübersäuernde Stoffe, die Schmerzen verursachen, abtransportiert.
Das Hauptsymtom von Verschleißerscheinungen ist der Schmerz.
Diese Strahlentherapie kann wie jede andere Therapieart den Verschleiß nicht aufhalten, aber sie lindert die Schmerzen, was zu einer besseren Beweglichkeit und höheren Lebensqualität führt. Herr Prof. Dr.med. Arndt-Christion Voss, mit dem ich persönlich über diese Therapie gesprochen habe und Frau Dr.med.vet. Isabell Heuschmann haben in einer Studie von 2004 bis 2006 bei 60 Hunden Hüft- Knie,Sprunggelenke, Ellenbogen und Wirbelsäulengelenke bestrahlt. Diese Anwendungen wurden in der tierärztlichen Klinik in Gessertshausen bei Augsburg durchgeführt. Sie kamen zu folgenden Ergebnissen: Diese niedrigdosierte Strahlentherapie ist, im Gegensatz zur medikamentösen Behandlung, nebenwirkungsfrei. Ältere Tiere mit fortgeschrittener Arthrose reagieren schlechter als junge Tiere mit kurzer Vorgeschichte.Durch die 2x wöchentliche Bestrahlung konnten meist nach der 3. bis 4. Bestrahlung schon die vorher bestandene medikamentöse Behandlungen reduziert werden. Überraschend war die schnelle Gewöhnung der Vierbeiner an die ungewohnte Umgebung und dass dadurch eine Narkose unnötig war. Im Verlauf der Behandlung und 6 Wochen danach sprachen alle Hunde auf die Röntgenreizbehandlung an: Beschwerdefrei 43 %, Wesentlich gebessert 30%, Geringradig gebessert 17 %, Unbeeinflußt 10 %. Der Effekt der Therapie tritt meist zwischen der 4.-6. Woche auf und hält bis zu 1-2 Jahren an. Ich halte diese Therapie für eine ausgezeichnete Behandlungsmethode bei Arthrosen an den Extremitäten und der Wirbelsäule.Eine Erfolg versprechende Alternative gibt es nicht, denn sonst kann man nur auf Schmerzmittel und Cortison zurückgreifen, mit den bekannten Risiken. |
--- |
Einfacher Röntgentiefenbestrahler |
Ich habe die mir von Herrn Prof. Dr.med.Voss genannten Kliniken hier aufgeführt. Die Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit (Wer Bestrahlungskliniken kennt, bitte mir übermitteln!).
Klinik für Pferdekrankheiten der FU Berlin
|
-- |
Klinik für kleine Haustiere der TH Hannover
|
- |
Hochmoderner Linearbeschleuniger im städt.Krankenhaus Neunkirchen/Saar |
Tierarztpraxis Bestense
|
Tierärztliche Klinik für Kleintiere
|
|||
Tierärztliche Praxis Dr. von Bieberstein
|
Radiologische Gemeinschaftspraxis
|
|||
Tierärztliche Klinik Dr. Pfeil
|
------ |
Tierärztliche Klinik Gessertshausen
|
||
Klinik für Kleintiere der Universität Leipzig
|
Tierärztliche Praxis
|
- Geschrieben von Wolfgang Kirst