„Nur eine Erkältung?“

 

Stellen Sie sich vor, Sie haben sich zum Spaziergang mit ihrem Hund fertig gemacht. Nun rufen Sie ihren Hund um ihn anzuleinen, dabei fällt Ihnen auf, dass Ihr 4-Beiner recht munter ist, aber seltsam hustet, so eine Art trockener Husten, man könnte es fast mit einem Bellen verwechseln. Beim Umlegen des Halsbandes und leichtem Zug  wird Druck auf die Luftröhre ausgeübt und dieser Husten verstärkt sich. Was kann das sein? Unter den vielen Möglichkeiten will ich mal eine herausheben

                                                                                   ---- DEN ZWINGERHUSTEN--------

„Zwingerhusten“ ist eine hochansteckende Erkrankung der Luftröhre und der Bronchien, also der oberen Atemwege. Als Ursache kommen viele Faktoren zusammen, d.h. auch verschiedene Erreger und deren Kombination.Zunächst  tritt eine Viruserkrankung in den Vordergrund (z.B.:Parainfluenza-,Adeno-, Herpes-,und/oder Reoviren) In der Literatur wird dem B.bordatella bronchiseptica auch eine primäre Rolle zuerkannt (Suter und Hartmann 2006, König, Moritz und Thiel 2007).

Durch den Virenbefahl wird das Flimmerepithel der Luftwege(innere Auskleidung) geschädigt und damit ist eine bakterielle Sekundärinfektion möglich. Das Bakterium lagert sich an die  geschädigten Zellen an und zerstört diese. Nun kommt es zu den unterschiedlichsten Erkrankungserscheinungen. Der reine Virusbefall ist eigentlich die harmlosere Erkrankung, der Hund hustet bei Druck auf die Luftröhre, bei Anstrengung und Aufregung, ansonsten ist er meist in seinem Allgemeinbefinden gering gestört.

Aber bei der Sekundärinfektion mit Bakterien kommt es zu feuchtem Husten,Niesen, rasselnden Atemgeräuschen (hört man schön, wenn man das Ohr auf den Brustkorb legt), auch eitrigem Augen- und Nasenausfluss. Oft lassen sich Fieber und Mandelentzündungen feststellen, diese stören bei der Nahrungsaufnahme, was dann zur Verweigerung von Fressen und Trinken führt. Auffällig ist auch, dass dieses Husten vor allem in Ruhe, also beim Liegen sich verstärkt, er kann zu richtigen Attacken mit Würgereiz führen. Wer von uns hatte noch nicht solche Hustattacken, wenn er sich „verschluckt“ hatte. Bei massivem bakteriellem Befall kann es zu Veränderungen im Lungen- und Herzbereich kommen, so dass diese Folgeschäden unbehandelt zum Tode führen.

Die Übertragung von einem Tier zum Nächsten wird als Tröpfcheninfektion bezeichnet, also durch Niesen oder Husten.

Treffen diese Krankheitserreger auf die Atemschleimhäute (der Ansteckungszeitraum beträgt etwa 2- 10 Tage) kann es zu einer Infektion kommen. Vor allem wenn schlechte hygienische Verhältnisse, zu hohe,zu niedrige Temperaturen, falsche Luftfeuchtigkeit, Stress, Wurmbefall, Abwehrschäche herrschen. Wenn dann wie in Zwingern, Tierheimen, Hundepensionen und auch Ausstellungen Hunde engen Kontakt haben, ist die Ansteckungskette vorbereitet. Aerosole (Gemisch aus festen und flüssigen Schwebeteilchen und der Luft(Gas))sind uns im täglichen Leben bekannt, zb.Staub in der Wohnung bei Sonnenschein, Zigarettenrauch,Haarspray, usw. Da unsere „Tröpfchen“ deutlich grösser und schwerer sind, sinken sie schneller zu Boden und können sich daher weniger weit ausbreiten. Sie können aber auch durch direkten oder indirekten Kontakt weitergegeben werden, dabei denken wir an körperlichen Kontakt zu unseren Tieren (direkt Kontaktübertragung) oder Kontakt über Gegenstände, Hundenapf, Spielsachen, „Schutzarm“ beim Hundesport (indirekte Kontaktübertragung).

Manche Viren sind länger übertragbar als andere. Man hat z.B. festgestellt, dass wechselndes Händeschütteln (Von Person 1 zu Person 2 und dann von Person 2 zu Person 3 usw) erst beim fünften Mal eine Reduktion der Übertragung zur Folge hat,während Kontakt von Person 1 zu Person 2 und dann von Person 1 zu Person 3 usw viel später zu dieser Reduktion führt.

Um den Zwingerhusten zu erkennen werden beim Tierarzt  die typischen Symptome analysiert. In Kombination mit dem engen Kontakt des Hundes mit anderen Hunden rundet sich das Bild ab.Ein Rachenabstrich  mit Resistenzbestimmung führt auf die Spur der Bakterien und deren Anfälligkeit gegenüber speziellen Antibiotika.

Die Therapie besteht bei reinem Husten in „hustenstillenden“ Präparaten, z.B. Codein. Erst bei Verschlimmerung kommen Antibiotika, Schleimlöser, Fiebersenker und Abschweller zum Einsatz und nicht vergessen, die negativen Umwelteinflüsse müssen korrigiert werden.

Als Vorbeugung kommt die Impfung als Spritze oder Nasenspray zur Anwendung. Die Kombinationsimpfung  erfolgt gegen das canine Parainfluenzavirus und das canine Adenovirus 2 . Man sollte sich  im Klaren sein, dass durch die unterschiedlichen Virentypen selbst geimpfte Tiere erkranken können. Nasenspray,  „Impfstoff“gegen B.bordetella, die Wirkung hält etwa 6-8 Monate an. Dabei sollte man auch daran denken ,dass dieses Bakterium auch von Katzen auf den Hund übertragen werden kann—also  anwesende Katze mitimpfen. Auch Kräftigung der Immunabwehr ist hilfreich, längerfristig: Echinacea-Präparate, kurzfristig und daher schnell wirkend Paramunitätsinducer

Nun taucht immer häufiger die Frage der Übertragung von Zwingerhusten bei Hundeausstellungen auf.

Vermeiden lässt sich die Ansteckungsgefahr nicht!

Negativ zu sehen sind alle Einrichtungen die gemeinsam von vielen Hunden genutzt werden: Trinknäpfe, Spielsachen,Schutzarme, geschlossene Räume (Hallen) engstehende Hundeboxen. Eine große Hundedichte fördert die Übertragung erheblich. Das Untersuchen der Zähne durch den Ringrichter sollte auch skeptisch betrachtet werden, denn das Herumfingern im Maul des Tieres wäre eine indirekte Übertragungsquelle nicht nur auf den darauffolgenden Hund, sondern auch auf die späteren. Durch Desinfektion der Hände könnte dies vermieden werden, nur wie soll das durchgeführt werden, regelmäßiges Latex-Handschuh wechseln,umständlich, kostenintensiv, allergie fördernd.

Die einfachste Lösung dürften Desinfektionslösungen sein, denn zwischen der Zahnkontrolle der einzelnen Hunde ist genügend Zeit  sich die Hände zu desinfizieren(Ich mache dies auch in meiner Praxis zwischen den einzelnen Patienten)

Zum Abschluss noch ein Hinweis: Man kann den Zwingerhusten durchaus mit unserer "menschlichen" Grippe vergleichen,auch hier gibt es milde und schwere Erkrankungen!

Bei geimpften Hunden und auch bei rechtzeitig dem Tierarzt vorgestellten Hunden ist meist mit einer abgeschwächten Verlaufsform zu rechnen.

geschrieben: Wolfgang Kirst